Finnische Geschichte
Die ersten Bewohner Finnlands waren vermutlich samische Stämme, die nach der Eiszeit von finno-ugrische Sprachen sprechenden Gruppen nach Norden in das Gebiet des heutigen Finnisch-Lappland abgedrängt worden sind. Die Frage nach dem Ursprung der Finno-Ugrier ist Gegenstand von Expertendebatten.
Der bisher herrschenden Meinung, dass die Finno-Ugrier in Etappen aus dem westsibirischen Raum eingewandert sind, wird die These von der Vermischung unterschiedlicher Einwanderergruppen aus verschiedenen Teilen Europas entgegengestellt.
Das finnische Altertum und Mittelalter
Die Ackerbau und Jagd treibenden Finnen des Altertums und des Mittelalters lebten in verstreuten Siedlungen. Ausgeformte Herrschafts- und Verwaltungsstrukturen mit einer Zentralgewalt haben sie in dieser Zeit nicht entwickelt, lediglich lokale Häuptlingstümer.
Die Finnen standen im regen Handelskontakt zu den Wikingern. Im 10. Jahrhundert begann von Schweden aus die allmähliche Christianisierung Finnlands. In Folge gerieten weite Teile des Landes zunehmend unter Einfluss und Kontrolle des großen westlichen Nachbarn.
Teil des schwedischen Reiches
Mitte des 13. Jahrhunderts war die Christianisierung weitgehend abgeschlossen. Das Bistum Finnland stand bald unter der Oberherrschaft der schwedischen Könige. Im Süden und Südwesten begründeten schwedische Einwanderer wohlhabende Bauerndynastien. Diese wurden während der zeitweiligen Schwächung der schwedischen Monarchie durch interne Kämpfe immer selbstbewusster und entwickelten zusammen mit finnischen Geschlechtern Autonomiebestrebungen.
Der schwedischen Krone gelang es jedoch, durch weitgehende Privilegien wie Steuerbefreiung im Gegenzug für Waffendienst, die tonangebende finnische Großbauernschicht an sich zu binden und Einwanderer, zum Beispiel aus Mecklenburg und Schottland, anzulocken.
Im 16. Jahrhundert wurde Finnland protestantisch. Es war inzwischen eine feudale Ständegesellschaft entstanden, in der der landbesitzende Adel sich das Anrecht auf die Verwaltungsposten im Land gesichert hatte und die finnischen Klein- und Mittelbauern immer rechtloser geworden waren.
Finnland war während der schwedischen Zeit häufig Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen Schweden und dem erstarkenden Zarenreich Russland. Nach dem Nordischen Krieg (1700-1721) und dem Russisch-Schwedischen Krieg von 1741 bis 1745 wurden finnische Gebiete abgetreten.
Vorsichtige Reformen und aufklärerische Agrarmaßnahmen unter König Gustav III. Ende des 18. Jahrhunderts verbesserten die soziale Situation in Schwedens vernachlässigtem Nebenland nur wenig.
Finnische Geschichte auf einen Blick |
Gebiet in vorchristlicher Zeit von Samen und Lappen besiedelt |
Zwischen dem 2. und 8. Jh. Zuzug finnischer Volksgruppen aus dem Baltikum und dem osteuropäischen Festland |
Im 12. Jahrhundert durch die Kreuzzüge schrittweise von Schweden erobert |
Gründung des Domkapitels Turku 1276 und damit der formelle Abschluss der Christianisierung |
1323 Finnland wird durch Schweden zum Herzogtum |
1581 kurzzeitig zum Großfürstentum erhoben und erster Widerstand gegen die schwedische Machtstellung |
1809 muss Schweden im Zuge der napoleonischen Kriege weite Teile Finnlands an Russland abtreten |
Im Verlauf des 19. Jh. allmähliche Herausbildung eines eigenen Parlamentes, eigener Währung und Armee |
Seit 1917 nach der Oktoberrevolution ein eigenständiger Staat |
Finnisch-Russischer Winterkrieg 1939/40 stellt die neue Unabhängigkeit auf eine Probe |
Lapplandkrieg im Herbst 1944 gegen Deutschland |
1995 Vollmitglied der Europäischen Union, 2002 Einführung des Euro |

Die Inselfestung Suomenlinna vor der Küste Helsinkis wurde 1747 als Verteidigungsanlage gegründet (Bild: Scanrail – Fotolia)
Russisches Großfürstentum
Als Folge der Napoleonischen Kriege brach 1808 ein weiterer Konflikt zwischen Russland und Schweden aus, der 1809 mit der totalen Niederlage der schwedischen Truppen endete. Schweden musste ganz Finnland an den Sieger abtreten, der daraus zusammen mit dem bereits im 18. Jahrhundert eroberten Gebieten ein autonomes Großfürstentum innerhalb des Russischen Reiches bildete.
Der bis 1825 regierende russische Kaiser Alexander I. beließ dem schwedischen Adel in Finnland die bisherigen Privilegien und unterstützte Bemühungen im Lande, eine kulturelle finnische Identität aufzubauen. Dafür erwartete er Loyalität.
Nach einer Phase der Russifizierung unter seinem Nachfolger wurden unter Alexander II. (Regierungszeit 1855 bis 1881) wieder finnische Eigenständigkeiten betont. Der finnische Reichstag wurde einberufen, Finnland erhielt eine eigene Währung, es wurde eine eigene finnische Armee aufgestellt und Finnisch und Schwedisch wurden gleichberechtigte Landessprachen.
Unter Alexanders Thronfolgern wurde die russische Finnlandpolitik wieder von Zentralisierungstendenzen dominiert, die den wachsenden Widerstand der Finnen provozierten und die Bevölkerung in dauerhafte Opposition zum Regime brachten.
Republik Finnland und Kriege 1940 bis 1945
In Folge der Revolution nach Russlands Niederlage im Ersten Weltkrieg wurde Finnland 1917 selbstständig. Nach einem blutigen Bürgerkrieg zwischen „Roten“ und “Weißen“ etablierte sich in Finnland eine bürgerlich-demokratische Republik, die insbesondere nach Beginn der Weltwirtschaftskrise 1929 mit schwerwiegenden innenpolitischen Konflikten zu kämpfen hatte.

Diese Gebiete gab Finnland, nach dem Forstsetzungskrieg 1944, an die Sowjetunion ab (Bild: BishkekRocks/Wikipedia unter CC BY-SA 3.0)
Während der Jahre 1939/40 musste das kleine Finnland zwar nach einem sowjetrussischen Angriff im „Winterkrieg“ Gebietsabtretungen hinnehmen, konnte aber seine Selbstständigkeit behaupten. An der Seite deutscher Truppen versuchte das von Marschall Carl Gustav von Mannerheim militärisch und politisch geführte Finnland im „Fortsetzungskrieg“ 1941 bis 1944 eine Revanche. 1944 schloss Mannerheim mit der UdSSR einen Separatfrieden. In Folge kam es zum kurzen „Lapplandkrieg“ mit Deutschland.
Nachkriegszeit
Finnland konnte zwar nach 1945 seine Unabhängigkeit bewahren, musste aber erhebliche Reparationen leisten und das Petsamo-Gebiet an die Sowjetunion abtreten. In den folgenden Jahrzehnten des „Kalten Krieges“ versuchten die verantwortlichen finnischen Politiker einen formell neutralen Kurs einzuhalten, der im hohen Maße auf die Interessen des mächtigen Nachbarn Rücksicht nahm.
Dieses, in Deutschland auch abwertend „Finnlandisierung“ genannte, Konzept ermöglichte es Finnland, in der Nachkriegszeit einen demokratischen und pluralistischen sowie wirtschaftlich stabilen Sozialstaat aufzubauen, der mittlerweile zu den Staaten mit den höchsten Lebensqualitäten gehört.
Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks integrierte sich Finnland vollkommen in den Westen: 1995 wurde Finnland EU-Mitglied und 2002 wurde der Euro eingeführt.